Pfingstmontag ist in England ein ganz normaler Arbeitstag, somit war natürlich Stau auf den englischen Motorways angesagt. Reinhard, der uns (Katharina, Ingo, Markus, Michael und mich) freundlicherweise am Flughafen in Birmingham abgeholt hat, wusste über dieses Phänomen zu berichten und entwickelte eine Ausweichstrecke überwiegend über Landstraßen, die uns nach Malvern Link führten. Wir mussten noch Manfred und Ralf im Hotel abholen, um dann im Anschluss den seit Tagen feststehenden Termin in der Morgan Motor Company einzuhalten. Wir Neuankömmlinge hatten noch das Bild der leeren deutschen Straßen vor Augen und waren etwas beunruhigt, ob wir rechtzeitig im Morgan Werk ankommen würden. Eine Verspätung kam auf keinen Fall in Frage- hier handelte es sich eben nicht um irgendeinen Besichtigungstermin, sondern um die Übergabe der 6 Fahrzeuge der neuen Serie 4/4 Competition an die glücklichen Besitzer. Obwohl wir bei strahlender Sonne die englische Landschaft genossen, baute sich langsam eine bestimmte Spannung auf- werden die neuen Autos fertig sein, wie sehen sie aus und wie werden die ersten Eindrücke auf der Straße sein?
Ca. 12.30 Uhr erreichten wir unser Hotel „Cottage in the Wood“, hoch auf den Malvern Hills gelegen und durch eine sehr kurvige Straße mit zwei Spitzkehren zu erreichen, die uns als erste Teststrecke für die neuen Autos geeignet schien. Manfred und Ralf saßen entspannt draußen und genossen den herrlichen Blick. Jetzt schnell einchecken und wieder ins Auto – geschafft – pünktlich um 13.00 Uhr parkten wir vor dem neuen Besucherzentrum der Morgan-Fabrik und wurden durch Richard Thorne begrüßt. Im Nebenraum wurde ein Lunch für uns vorbereitet- die üblichen Sandwiches, Orangensaft und Kaffee wurden dankbar angenommen, aber man konnte nur schwer übersehen, dass die Gedanken der Beteiligten ganz wo anders waren. Trotz mehrfacher Anfragen ob die Autos schon fertig sind, zeigte sich Richard eher bedeckt und trug somit zur schnellen Beendigung des Lunchs bei. Danach begaben wir uns Richtung Endfertigungshalle und konnten auf der grünen Rasenfläche ein einsames Fahrzeug ausmachen. Sowohl Überrollbügel als auch weiße Startfelder ließen ihn sofort als Competition-Modell erkennen. Bevor wir jedoch die Möglichkeit hatten, das Auto näher zu betrachten, musste die Werksbesichtigung absolviert werden.
Vor dem Büro seines Vaters (Peter Morgan) wurden wir von Charles Morgan begrüßt, der den neuen Besitzern zur Wahl des Fahrzeugs herzlich gratulierte. Er konnte berichten, dass das in Zusammenarbeit mit dem MSCCD entwickelte Modell, auch in England großes Interesse findet.
Bei der letzten Vorstellung in Goodwood wurde das Auto von mehreren prominenten Fahrern getestet und sehr positiv beurteilt. Nach dieser sehr netten Unterhaltung haben wir unter Leitung von Richard alle Produktionsstationen besichtigt. Für die Morganneulinge unter uns war dies eine sehr eindrucksvolle und sicher auch notwendige Erfahrung, die zum Verständnis des „Morgan way of driving“ entscheidend beigetragen hat. Beim üblichen Führungsende in der Endfertigungshalle, sahen wir einige unserer Fahrzeuge, die sich noch in der Endphase der Produktion befanden. Es wurden Kennzeichen montiert, Rennsitze eingebaut, Ersatzteile eingesammelt und fertige Autos, eins nach dem anderen auf den berühmten „Englischen Rasen“ zum offiziellen Fototermin verbracht. Nach der ausführlichen Einführung in die Geheimnisse des Morganfahrens, wurden uns die Fahrzeuge offiziell durch Charles Morgan und Tim Whitworth übergeben.
Nun endlich war der Zeitpunkt gekommen: Gentlemen start your engines!
Unter der Führung von Richard haben wir eine kleine Schleife durch die englischen Landstraßen gemacht, wobei wir durch Passanten und andere Fahrer mehrfach freundlich gegrüßt wurden. Das Bild der sechs sehr ähnlich aussehenden Rennfahrzeuge, war auch für diese Gegend etwas Besonderes. Unsere ersten Eindrücke waren durchaus positiv, so dass, wieder im Hotel angekommen ein großer Diskussions- und Mitteilungsbedarf aufkam, dem ausführlich während des Abendessens Genüge getan wurde.
Unser Tisch verfügte über einen herrlichen Blick Richtung Great Malvern, Richard und Tim standen uns mit Frage und Antwort zur Verfügung. Wir konnten unsere ersten Eindrücke sortieren, viele Informationen über die Entwicklungspläne des Werks erfahren und auch einige Wünsche unsererseits an die entsprechenden Stellen richten. Der Abschluss des Abends fand natürlich in einer typischen englischen Bar- mit einer großen Auswahl an Whiskeysorten und einer korrekt temperierten Zapfanlage- statt.
Für mich persönlich war dies einer meiner schönsten Morgantage. Obwohl ich nicht zu den glücklichen Neubesitzern eines 4/4 Competition gehöre, habe ich mich sehr gefreut, dass ich in Vertretung von Albert die Gelegenheit hatte, das Fahrzeug im Werk abzuholen und nach Deutschland zu überführen.
Ich hoffe auch, dass die neuen Mitglieder (Ingo, Markus, Albert und Reinhard), die an diesem Tag die Mitgliedschaftsanträge für den MSCCD bei mir eingereicht haben, viel Spaß mit den Fahrzeugen haben und unser Clubleben bereichern werden.
Am nächsten Tag machten wir uns schon um 7.00 h auf den Weg, um zu Hause genug Zeit zu haben für die Vorbereitungen zum Track Day in Spa Francorchamps. Über diese Veranstaltung wird ein separater Bericht von Markus folgen.
Stefan Scieszka