In einer der größten Logistikaktionen der MSCCD-Clubgeschichte machte man sich mit erweitertem Familienkreis auf zur alljährlichen großen internationalen Clubreise. Insgesamt 40 Personen bemühten 1 Service-LKW-Fahrzeugtransporter, 1 Wohnmobil nebst Trailer, 2 Fährgesellschaften und 6 verschiedene Abflughäfen und insgesamt 15 Moggies. Ziel: das 17te deutsche „Bundesland“, auch bekannt unter der Bezeichnung Mallorca.
Nach den Anreise-Meldungen des frühanreisenden Sportwart-Scouts stand endgültig fest: Die „Abenteurer-Variante“ trennte die Teilnehmer in „Weichei“ oder „Hardcore“. Es war die Hardcore-Mehrheit, die den langen Weg über Luxemburg, Schweiz, Frankreich, Spanien und Insel-Fähre unter die eigenen Achsen nahm. Die „Weicheier“ ließen stattdessen ihre Schätzchen von Deutschland aus auf einem LKW oder Trailer anliefern und flogen bequem (zumindest aus Sicht der Hardcore-Fraktion) auf Deutschlands liebste Insel.
Nach erster Weinprobe und Übernachtung im Burgund im Verlauf der „Route des Grand Crus“ erhöht sich unsere Reisegruppe auf nunmehr 7 Moggies am zweiten Tag in der Nähe von Montpellier. Einige Besonderheiten der 1-Mann-Besetzungen seien für die Chronik kurz vermerkt: Ein grüner +8 war zum Pampers-Transporter umgerüstet worden, aus einem blauen +8 wurden im Rahmen des südfranzösischen Autobahn-Stop-and-Go-Ferienverkehrs ambulante Rotweinproben angeboten. Die erreichte Durchschnittsgeschwindigkeit sank immer tiefer. Der sehr häufige äußerst freundliche französische Zuspruch zu uns und unseren Fahrzeugen ließ uns aber nicht davon abhalten, auf die Küstenstraße zu wechseln. Für die Glattwasserheizer ein Topsurfrevier ebenso wie für Austernliebhaber die berühmten Muschelbänke: Leucate. Weiter gings an der Küste über Banjuls und Port Bou bis zum Fährhafen Barcelona.
Trotz polizeilichem Widerstand bei den Frauen gelang den Männern das (papierne!!) Einchecken. Die Fährgesellschaft ließ großzügig (leider unleserliche aber bunte) Anfahrtsskizzen zum Einchecken auf die Fähre verteilen. Professionell wie immer hatte unser Sportwart jedoch die einzig relevanten Insiderinformationen zur Anreise (siehe Foto!) ermittelt. Weiterhin sollten wir keine allzu hohen Komfort-Erwartungen an die Fährüberfahrt stellen. Die Klimaanlage würde den Atemrhythmus von Darth Vader imitieren, Schlafplätze seien auf dem Boden nach dem Zufallsprinzip verteilt und überhaupt ….
Mit Platz 3 aus dem Anfahrtstraining im Hafengelände sah es für den RotRunner nach einem ordentlichen Startplatz aus - die anderen 5 Moggies fein hinter uns aufgereiht (1,5 Hardcores suchten ihre eigene Fähre). Da wussten wir allerdings noch nicht, dass für die Zufahrt zur Fähre die Ersten leider auch die Letzten sein würden. Zum Ausgleich gab es wegen geringer Bodenfreiheit einen Special Service und wir durften über eine besonders flache Rampe im Schiffsbauch verschwinden.
Zwischenzeitlich tauschte Bernd schon mal sein bekanntes Fahrt-Cap gegen seine „Malle-Kappe“ (edler Strohhut, Typ Stetson Pananma). Die Überfahrt verlief seemäßig ruhig und geriet letztendlich spaßiger als gedacht. Wer weiß, welche Rolle dabei der Vodka, die Musik für die Freunde des Headbangings bis ca. 00.30 Uhr und der anschließende Entertainer in weißen Lackschuhen, weißen Hosen, weißem Hemd und weißer Schlagerschleife gespielt haben.
Sonntag – 11. August – offizielle Ankunft und Einleben
Handyalarm von Cornelius und Manfred K. O.K. - dann fahren wir eben nicht frühzeitig nach Barcelona zurück sondern verlassen halt als Letzte schlaftrunken die Fähre. Kurze Überfahrt zum Zielort Port d´ Andratx und unserem Hotel Mon Port. Zur Einstimmung wurden wir bei der Einfahrt auf den Hotelparkplatz so gegen 8.00 Uhr morgens überraschenderweise vom Präsidentenpaar begrüßt und bekommen sofort zum weiteren Literaturstudium Inselreiseführer ausgehändigt.
An der Rezeption treffen wir auf die ersten Nachtflieger. Freudiges Umarmen und Hallo. Reinhard bekommt vom Empfangschef eine gute und eine schlechte Nachricht. Die Kinder Max und Marie haben ein Zimmer im Hotel. Für Bettina und Reinhard würde es zwar einen kostenfreien Hotel-Shuttle geben, allerdings seien sie in einem Haus in El-Arenal untergebracht. Bettina´s Zornesfalten nahmen bedrohliche Ausmaße an …. im weiteren Verlauf konnte der Sportwart erfolgreich intervenieren. Glück gehabt - gute Beziehungen (und Humor) sind halt alles. Im Verlauf des Tages und bis zum späteren Abend sind auch die letzten Teilnehmer eingetroffen. Zimmer bezogen, Pool, Restaurant & Bar verprobt. Die MSCCD-Motorsportwoche kann beginnen.
Montag – 12. August: Bergstrecken mit Kultureinschlag
Erste motorsportliche Lockerungsübungen führten uns über schmalste Bergsträßchen in die zentrale Tramuntana bis ins Bergstädtchen Valldemossa. Natürlich folgten wir hier den Überwinterungsspuren von Frederic Chopin und der bereits seinerzeit Hosen tragenden Gräfin „George Sand“ im Kartäuserkloster. Der kühl-feuchte Norden der Insel verbesserte seine Tuberkuloseerkrankung sicher nicht, war aber für die Insel-PR bis heute ein nachhaltiger touristischer Segen. Mir konnte schneller geholfen werden, denn Jasper beschaffte mir dankenswerterweise ein Antibiotikum zwecks Teilnahme am morgigen Renntag.
Den gesondert für uns abgesperrten Parkplatz in der Stadtmitte verließen wir zum Mittagessen unter schattiger Baumkulisse im Restaurant Ca´n Costa. Die anschließende Rückfahrt führte uns über grandiosen Steilküstenabschnitte und durch erst kürzlich heftig verbrannte Wälder zurück ins Hotel.
Dienstag – 13. August: Renntag
Ein Kamerateam begleitete uns den ganzen Tag und die Mallorca Zeitung berichtete bereits am nächsten Tag. Eines vorweg: Die Vergangenheit hat uns wieder – 6 oder 8 Zylinder sind out - 4 Zylinder übernehmen wieder die morganmotorsportliche Führung – die ersten drei Plätze gehen an: ….. Äh, bitte Ralf´s gesonderten Bericht vom 3. Lauf zum Lew Spencer Cup 2013 lesen.
Mittwoch – 14. August: Palma de Mallorca
Marita hat uns einen deutschsprachigen Stadtführer organisiert. Jorge aus Kolumbien von Berlin – irgendwie sind wir doch alle ein wenig Mallorquiner – oder?
In Kürze: Echte Jugenstilfassaden – malerische Patios – überbordende Angebote in der Markthalle – gotische Kathedrale – antikes arabisches Bäderviertel – Rathaus der Republik der Balearischen Inseln. Ein Innenhof durfte seinerzeit auf Nachfrage beim spanischen König mit Goldmünzen gepflastert werden (allerdings nur hochkant verbaut!!). Bei mir ist hängen geblieben, dass man damals von Räuberei und Schmuggel wohl trefflich leben konnte. Für die aktuelle Situation gab es ebenfalls recht viele extrovierte Auftritte, insbesondere im modischen Damenbereich. Ein neuer Running Gag wurde kreiert: „Sieht-aus-wie-in-die-Pelle-geschossen“.....
Nach üppigem Mittagsmahl im Tapas-Gewölbekeller des „La Cueva“ gingen einige zur Siesta über, andere nutzten die umfangreichen Möglichkeiten zum Power-Shopping.
Donnerstag - 15. August: Die große Inseltour
Ob der Feiertag Maria Himmelfahrt eine besondere Rolle gespielt hat, blieb offen. So erledigte sich verkehrsbedingt der Wunsch nach einem kleinen Bergrennen auf der „Sa Calobra“ - eine der beeindruckendsten Straßenterrassen im Mittelmeerraum. Knapp 900 mtr. Höhenunterschied auf 12 Kilometer sorgen zumindest für den Beifahrer für grandiose Blicke. Die Fahrer waren mit einer erheblichen Zahl an ungeübten Leihwagenbesatzungen und ordentlich breiten Ausflugsbussen beschäftigt. Auch hier zeigte sich einmal mehr die Überlegenheit der schmalen 4er – Adrian kam im neuesten 8er noch öfter als bisher zum Einsatz des Rückwärtsganges. Bestzeiten wie auf der hier ebenfalls agierenden „Rally Clasico Isla Mallorca“ blieben uns somit versagt. Immerhin erlebten wir mit dem berühmten „Krawattenknoten“ eine irre 360-Grad-Kehre (ja, geht tatsächlich - Straße führt unter sich selbst durch!).
Weiter ging´s nach Nordosten, schließlich mussten wir im berühmtesten Luxus-Hotel Mallorca´s Formentor auf den Spuren von Sir Winston Churchill wandeln. Die Speisekarte führte angemessener Weise das MSCCD-Clublogo und bot den Mitgliedern detaillierte Info´s zum Mittagsmahl – stimmig wie bei einer klassischen Damenkarte fehlten auch die Preise.
Die Rückfahrt führte wahlweise erneut in die Berge oder vorbei an der Bucht von Pollenca zurück über Palma.
Freitag – 16. August: Tramunta „Special“
Die Paßstrasse von Deia` war allerdings ohne die bergab schießenden Busse und Fahrradfahrer deutlich reizloser als die Inseltour vom Montag – brachte andererseits eine Einsparung von € 5,05 pro Team durch Vermeidung des Straßentunnels nach Soller. Hier wiederum (und anderswo ...) war von den großen Jungs mit ihren Spielzeugen viel Sprit verbrannt worden, zwecks Erzeugung einer ansprechenden Geräuschkulisse im Tunnel ….
Nach Soller wurden die „Jardines de Alfabia“ besucht. Der magische Knopf zur Gestaltung der Wasserfontänenspiele auf einer Länge von ca. 20 mtr. im jeweils quadratischen Abstand von 1,5 mtr. zueinander wurde vom Präsidenten nachhaltig bedient, was bei Besuchern wohl zur ein oder anderen feuchten Überraschung führte.
Die kurvenreiche Tages-Tour führte über Orient und Allaro und die zentrale Gebirgsregion Tramuntana zurück ins Hotel.
Samstag – 17. August
Der Tag stand zur freien Verfügung.
Das abschließende gemeinschaftlich Diner ließ vielfältige Erinnerungen aus den letzten Tagen hochkommen. Markante Beispiele wie „Gestern Abend - Das Schwarze war so geil!!“ und schneller textlicher Nachschub zur Vermeidung von Missverständnissen: „Eigentlich mag ich gar keine Schokolade ...“. Auch das neue Trinkerlebnis mit 50%igen galizischen Orujo brachte ebenfalls interessante sprachliche Sportwart-Bewertungen hervor wie „... aktive Sterbehilfe ...“.
Man kann sich unschwer vorstellen, dass der Abend lang und die Nacht kurz war ….
Sonntag – 18. August
Nach letztem gemeinsamen Frühstück verstreuen sich die Teilnehmer in alle Winde. Einige müssen noch auf der Insel bleiben, da sie das professionell durchgeplante und auf der Insel vor Ort vorbereitete Programm zu sehr erschöpft hatte.
Nach erfolgreicher Heimkehr (diesmal mit Weinprobe im Beaujolais) bleibt nur unser nachhaltiger Dank an den organisierenden Vorstand, die Personen im Hintergrund und insbesondere an Marita S.
Ulli
Bilder von Bernd W. und Ulli B.