Frankreichrallye 2014

A vos marques, prets, partez!*

Ein subjektiver Bericht über die schönen Erlebnisse der ersten MSCCD-Frankreich-Rallye

Im April diesen Jahres veranstaltete der MSCCD über Ostern für seine Mitglieder zum ersten Mal eine einwöchige Rallye. Die besondere Streckenführung zeigte uns einsame Ortschaften der Provence und einmalige Naturschönheiten. Vom gemeinsamen Treffen in Breisach ging es entlang der Doubs nach Beaune, über einsame Landstraßen nach Issoire und durch die Schlucht des Allier schließlich nach L‘Isle sur la Sorgue, wo wir im nahegelegenen Ledenon ein Rennen veranstaltet haben. Der Aufenthalt wurde am nächsten Tag durch eine Ausflugsfahrt nach Sault und auf den Mont Ventoux abgerundet, bevor es anschließend über Nantua zurückging. Wir erwartungsfreudige Mitglieder mussten jedoch herausfinden, dass so eine Rallye Herausforderungen und ungeahnte Tücken aufweisen kann: Nicht nur sprachlicher, sondern auch tierischer Natur.

 

Rendez-vous in Breisach

Bei einem gemeinsamen Essen mit geräuschvoller Untermalung war es endlich so weit: Der MSCCD traf wieder aufeinander. Ein spaßiger und lockerer Abend war somit vorprogrammiert. Während man sich bei Speis und Trank auf den neusten Stand brachte und die Erwartungen für die Tour austauschte, übte sich der ein oder andere auch schon einmal im Konstruieren von Flugzeugen.

Als die einen noch gemütlich frühstückten, polierten andere schon zum zweiten Mal ihren Morgan. Trotzdem wurde wie immer pünktlich gestartet und die Rallye begann auf ihrer ersten Etappe nach Beaune: À vos marques, prêts, partez! Schnell stellte sich heraus, dass die Schwierigkeit nicht darin bestand das geliebte Auto zu steuern, sondern dass eher die Kommunikation mit der geliebten Person an seiner Seite verbesserungswürdig war. Das Wechseln zwischen Roadbook und Karte, plötzliche Schilder, wo sie überhaupt nichts verloren haben, und nicht eingezeichnete Straßen hängten das Leben des Navigators an einen seidenen Faden. Doch auch die Fahrer mussten einiges dazulernen: Denn bei uneindeutigen Ausschilderungen vertauscht der motivierte Fahrer auch gerne Mal das Gas- mit dem Bremspedal: Hauptsache schnell weiter! Dies führte auch dazu, dass man mit absoluter Sicherheit den Weinberg hinauffuhr. Bis einem ein Morgan hupend entgegenkam. Nun gut, Kehrtwende. Dies sollte nicht das letzte Mal gewesen sein...

 

Die Kommunikationsschwierigkeiten und nicht immer einfache Streckenführung führte dazu, dass sich die Morgans schnell über die Landschaft unauffindbar verteilten. Erst zum Mittagessen sahen sich alle dann mehr oder weniger wieder. Zu unserer Überraschung kamen wir nach zwei Bergpässen und einigen unfreiwilligen Stadtrundfahrten als vierte beim Mittagessen in Hyèvre-Paroisse an. Wir schienen also nicht die einzigen mit gewissen Schwierigkeiten gewesen zu sein. Beim Mittagessen gab es natürlich die ersten Erzählungen über die Erlebnisse mit der Gendamerie, kleinen Knutschern mit einem Laternenpfahl oder einen Porsche, der alle abgehängt hat.

 

*„Aller Anfang ist schwer“ oder „Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen“. Das kann man sich aussuchen.

 

Nach dem Mittagessen ging es mit viel Schwung zurück auf die Straßen, bis zur ersten Kreuzung. Wo geht‘s lang? Der Wagen vor uns biegt schnurstracks und mit voller Überzeugung rechts ab. Also hinterher. Bis von rechts ein kleiner Kommentar kam: “Ich glaube, wir sind falsch.“ Nun gut, Kehrtwende. Die Strecke, die sich uns anschließend an diesem Nachmittag offenbarte, war von traumhafter Schönheit. Es war eine Panoramastrecke direkt an der Doubs entlang über einsame Straßen.

 

Nach einer kurzen Kaffeepause in Dôle und einer weiteren unfreiwilligen, dennoch unglaublich schönen Stadtdurchfahrt in Beaune, trafen wir an unserer ersten Station ein. Ein feuchtfröhlicher Abend mit vielen geschafften, aber glücklichen Morganfahrern ließ die erste Etappe genüsslich ausklingen.

 

„Quatre vins“ vs. „carte des vins“ (2. Etappe)

Am nächsten Morgen hatten nicht nur einige Fahrer Antriebsprobleme. Aber ein wenig Anschieben hat schon immer geholfen. Somit waren auch an diesem Tag wieder alle Morgans auf der Strecke Richtung Issoire. Nachdem wir ohne Probleme bis in den nächsten Ort Meursalt gelangten, haben wir festgestellt, dass es auch mit der französischen Präzisionsarbeit nicht weit hergeholt ist.

Über eine wunderbare, von Weinfeldern umgebene Strecke ging es hinauf zur Stadt Mont St. Vincent. Auch hier sollte uns das Pech weiter treu bleiben als uns in den kleinen Gässchen ein Kran mitsamt eines „Route barrée“-Schildes den Weg versperrte. So etwas lässt aber einen echten Morganfahrer kalt, welcher schnurstracks um 90° in die nächste, noch kleinere Gasse einbiegt, um anschließend eine überwältigende Aussicht genießen zu können.

 

Mit einer kleinen Gruppe ging es also weiter. Während wir die erste Kreuzung überquerten, kam die Eingebung: Da hätten wir rechts abbiegen müssen. Nun gut, Kehrtwende. Diese Eingebung hatten anscheinend auch andere Morganbesatzungen, was zu einer kleinen Versammlung mitten auf einer einsamen französischen Kreuzung in den Weinfeldern führte. Zu unserer völligen Überraschung folgten alle wie die Lemminge dem Erstbesten und bogen links ab, um anschließend staubige Exzesse zu feiern. Nicht mit uns, dachten wir, und waren wieder allein auf weiter Flur durch die idyllischen französischen Landschaften. Als wir dann frühzeitig in Charlieu ankamen, gab man anschließend bei einem hervorragendem Mittagessen im „L'Atelier Rongefer“ seine neuen Erkenntnisse und Erlebnisse Preis.

Nach 1,5 Tagen Rallye machte sich eine Erkenntnis breit: Traue niemals deinem Vordermann. Nach mehreren Erlebnissen dieser Art, waren wir gewarnt als es am Nachmittag wieder einmal in einer kleinen Gruppe weiterging. Es sollte auf den Col de Thomas gehen. „Dies ist die falsche Richtung“, schallte es auf einmal vom Navigator, was einmal mehr zu einer Kehrtwende führte. Jegliches Hupen half nichts, wir waren wieder einmal auf uns gestellt. Das nennt man wohl natürliche Selektion. Über den Col de Thomas ging es gemütlich durch Thiers. Bis wir in Sauxillanges mal wieder vor einer „Route barrée“ standen. Der hervorragend erarbeitete Streckenverlauf lud zu Improvisationen ein. Noch als wir unseren weiteren Weg erarbeiteten, tauchte eine Horde Morgans im Rückspiegel auf. Nach einem kurzen, fröhlichen Wiedersehen, war man sich bei der nächstbesten Kreuzung schon wieder uneinig. Im Hotel Pariou in Issoire sah man sich anschließend abends bei einem weiteren ausgedehnten Mahl wieder. Da wurden auch schon mal gerne direkt „quatre vins“ (vier Weine) anstatt der „carte des vins“ (Weinkarte) bestellt.

 

Die Insel der Sorgen (3. Etappe)

Am nächsten Morgen war es einfach viel zu früh. Es war bitter kalt und wir hatten eine weite Strecke vor uns mit dem Ziel „L'isle sur la Sorgue“. Nachdem wir in Issoire unsere unfreiwillige Ehrenrunde zum Aufwärmen gedreht hatten, ging es weiter durch die wunderschönen Täler Frankreichs. Auf dem Marktplatz in Langeac haben sich dann auch direkt neben den Marktständen schon nach einer Stunde Fahrt die erste Auszeit und einen Kaffee gegönnt. Hätten wir gewusst, was noch vor uns liegt, hätten wir diese Pause nicht abgelehnt. Nachdem wir aus Langeac herauskamen, wurde es einsam, sehr einsam und bergig sowie wunderschön. Über sehr enge und abgelegene Straßen ging es bergauf.

 

Weit und breit war niemand zu sehen. Außer der Gockel, der gemächlich seinen Weg über die Straße suchte.

Ein wenig durchfroren kamen wir dann beim Mittagessen an, wo wir jedoch bei einem fünf Gänge Menü genügend Zeit hatten uns aufzuwärmen. Anschließend ging es weiter über unendliche Serpentinen zur Ardeche. Dort ließ der atemberaubende Anblick jegliche Sorgen und abgefrorene Finger vergessen. Auch klärte das Wetter auf und wir konnten die Schlucht des Alliers bei herrlichstem Wetter durchqueren. Nach einem sehr ausgedehnten Tag kam jeder nach und nach in l'isle sur lar Sorgue an, wo uns Stefan und Oliver gedanklich auf den nächsten Tag vorbereiteten: das Rennen in Ledenon.

 

Renntag

Die stetig steigende Vorfreude erreichte an diesem Tag – dem Renntag – ihren Höhepunkt. Einige waren sogar so sehr unter Strom, dass sie die gemeinsame Fahrt zur Strecke vergaßen und ihren Weg durch das verstopfte Avignon auf eigene Faust suchten. Die Rennstrecke von Ledenon liegt auf einem Berg, sodass von dort ein wunderschöner Blick ins Tal geworfen werden kann. Mittlerweile wird die 3km lange Strecke mit insgesamt 15 Kurven als Linkskurs befahren, obwohl sie im Uhrzeigersinn geplant wurde. Sie wird als technisch anspruchsvolle Strecke gesehen, da die meisten Kurven blind angefahren werden müssen und sich zuziehen. Nachdem vor Ort alle Reifendrücke kontrolliert, die letzten Schrauben angezogen und alle Autos getankt waren, hatte jeder Fahrer seine eigene Strategie mit dem emotionalen Stress fertig zu werden.

 

Die Antriebsprobleme von Olivers Morgan sind gerade rechtzeitig an diesem Tag gelöst worden: Die schönste Überraschung war, dass das benötigte Ersatzteil „just-in-time“ auf die Rennstrecke geliefert wurde und somit alle Fahrer starten konnten. Auch der Rennfahrerinnenanteil ist an diesem Tag auf eine Person angestiegen. Die Mitglieder mussten zwei Blessuren einstecken: Ein schlapp machender Auspuff und ein Bad im Kiesbett. Dennoch konnte die traumhafte Rennstrecke von allen genossen werden.

Rundflug über die Berge (4. Etappe)

Diese Etappe war eine Rundtour, welche uns die nähere Umgebung zeigte und am Ende wieder nach L‘Isle sur la Sorgue führte. Auf der Fahrt wurden das beschauliche Dörfchen Venasque besichtigt und der Mont Ventoux bezwungen. In Sault nutzten einige die Gelegenheit lokale Spezialitäten wie Nougat und geräucherte Wurst zu verköstigen. Spätestens auf dieser Etappe hatte nun jeder seine Französischkenntnisse deutlich verbessert. Auch hat jedes Fahrer-Navigatoren-Team seine eigene Strategie entwickelt: Die einen genossen die Natur und folgten den vorderen Wagen, die anderen hielten sich genauestens an das Roadbook. Die MSCCD-Mitglieder sind eben soziale Rallyefahrer und genießen lieber das Miteinander als auf schnellstem Wege im Alleingang über die Straßen zu fegen. Manche haben den Ausflug sogar dazu genutzt sich mittels VW Beetles Cabrio durch die Provence chauffieren zu lassen. Zum sehr ausgedehnten, dreistündigen Mittagessen sah man sich bei gemütlichem Ambiente wieder. Der Preis für den größten Pfefferminzeisliebhaber aller Zeiten ging eindeutig an Jasper, der aus den Eisschalen ein Türmchen stapeln konnte.

 

Die folgenden Etappen führten über Nantua zurück nach Breisach, wo schließlich jeder nach dieser schönen Tour durch Frankreich seines eigenen Weges ging. Mit vielen Eindrücken der französischen Landschaft und Küche verabschiedeten sich alle voneinander und freuten sich schon auf das nächste Abenteuer.

 

Abschließend möchten wir uns gerne bei dem jungen Mann bedanken, welcher uns mit den freundlichen Worten „Welche arme Sau muss eigentlich den Bericht schreiben?“ in Erinnerung geblieben ist und ihm hiermit den Wanderpokal überreichen:

 

Viel Spaß beim Schreiben, Simon :)

 

Text und Fotos: Ivonne Kubitza // Marc Möller